Unsere neuen Oberschüler des fünften Jahrgangs profitieren bereits vom Konzept der „teilgebundenen Ganztagsschule“. Diese findet verpflichtend an zwei Nachmittagen in der Woche statt, nämlich dienstags und donnerstags. Nur: was unterscheidet die verpflichtenden Nachmittage vom freiwilligen Ganztagsangebot – und auf welchen Konzepten basiert der Pflichtteil eigentlich? 

Für die beiden verpflichtenden Nachmittage gelten drei Grundsätze:

 1              Nach der 6. Stunde nehmen alle Schülerinnen und Schüler (SuS) ihr Mittagessen gemeinsam ein. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob die Mahlzeit in der Schulküche bestellt oder von zu Hause mitgebracht wurde. Auch die Lehrer/innen, die an dem betreffenden Nachmittag tätig sind, essen gemeinsam mit den SuS. Dieses Vorgehen fördert das klassenübergreifende Gemeinschaftsgefühl und macht die Schule als Lebensraum für alle greifbar.

2              Zu Beginn des Nachmittagsunterrichts erledigen alle SuS ihre Hausaufgaben. Diese Maßnahme ist insbesondere für die SuS von großer Bedeutung, die aufgrund ihres weit entfernten Wohnortes erst zwischen 16.30 und 17.00 Uhr nach Hause kommen. Sie werden nicht weiter in ihrer Freizeit eingeschränkt und können unmittelbar außerschulischen Tätigkeiten nachgehen. Zudem besteht für die lernschwächeren SuS die Möglichkeit, sich von den anwesenden Lehrkräften oder Tutoren helfen zu lassen, sodass in diesem Bereich die Möglichkeit individueller Förderung besteht.

 3              Das verpflichtende Nachmittagsangebot wird von den Lehrkräften durchgeführt, welche die SuS bereits im Vormittagsbereich unterrichten. Sie kennen somit die Stärken und Schwächen ihrer Schützlinge und können durch individuelle Herangehensweise ein Maximum an Förderung erzielen. Die insbesondere für jüngere SuS bedeutsame Bindung an die Klassenlehrer/innen als Bezugsperson wird gezielt verstärkt.

Nachmittag I: Klassenlehrer und Tutoren (Dienstag)

Im Zweiwochenrhythmus werden die Fünftklässler in kleinen Gruppen von unseren ausgebildeten Tutoren aus den 10. Klassen betreut; in den Wochen dazwischen nutzt der Klassenlehrer diese Zeit zur freien Verfügung (etwa zur Vertiefung des Unterrichts oder für Gespräche, für welche vormittags keine Zeit war).

Zum Konzept des Tutoreneinsatzes:

In Zusammenarbeit mit dem BDKJ bietet die Schulsozialarbeit an der Ludwig-Windthorst-Schule seit 2008 ein Tutorenprojekt an.

Zum Ende der 9. Klasse können die Schülerinnen und Schüler sich für die Tutorenausbildung, einhergehend mit dem Erwerb einer Jugendleitercard, entscheiden. Für die Tutoren ist die Absolvierung einer JuLeiCa von hohem Interesse, um diese Zusatzqualifikation in spätere Aufgaben- und Arbeitsbereiche mit einbringen zu können. Viele Tutoren entscheiden sich auch bewusst, um jüngere Kinder zu begleiten und Verantwortung für diese übernehmen zu können. Während der Ausbildung und während der Tutorentätigkeit gewährt die Schulsozialarbeiterin durch die inhaltliche Gestaltung ein hohes Maß an Abwechslung und Spaß beim Lernen. 

Folgende Schlüsselqualifikationen sind zudem für das Gelingen des eigenen Lebensweges von Bedeutung:

* Sozialkompetenz

* Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit,

   Konfliktfähigkeit, Einfühlungsvermögen

* Methodenkompetenz

 Kreativität, Lernbereitschaft, Rhetorik, Sammlung von

   Spielen

 Selbstkompetenz

Engagement, Motivation, Flexibilität, Kreativität, Ausdauer,

   Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit

Nach der Tutorenausbildung kümmern sich die neuen Zehntklässler direkt zu Beginn des Schuljahres um die Fünftklässler. Es werden Tutorengruppen gebildet, die sich alle zwei Wochen im verpflichtenden Ganztagsangebot treffen. Die Tutoren werden durch diese Betreuung ein enges Verhältnis zu den Fünftklässlern aufbauen und sich untereinander im Tutorenjahrgang besser kennen lernen. Die Beziehungen auf dem Schulhof unter den Jahrgängen wird nachhaltig verbessert und Tutoren können für die Fünftklässler eine Paten-, Beschützer- und Ratgeberfunktion einnehmen.

Die Fünftklässler lernen ihre Schule durch die Tutoren besser kennen und schätzen und werden ihr Sozialverhalten in der Schule und in der Freizeit dementsprechend anpassen können.Im Mittelpunkt der gemeinsamen Aktivitäten stehen Spiel, Spaß, Kreativität sowie die Stärkung der Gemeinschaft. Durch kindgerechte Übungen werden Werte vermittelt, die für das Funktionieren der Schulgemeinschaft unabdingbar sind und die die Integration aller SuS in die Gemeinschaft erleichtern. 

Nachmittag II: Individualunterricht / Fördern und Fordern (Donnerstag)

In kleinen Gruppen vertiefen unsere Fachlehrer aus dem Vormittagsbereich den Unterrichtsstoff und gleichen Lerndefizite aus. Den Kern dieses Individualunterrichts bildet das Konzept des „Förderwagens“:

Ein mobiler Wagen wird mit Hängeregistertaschen ausgestattet.

In den Hängeregistern befinden sich verschiedenfarbige Ordnertaschen. Beispiel Englisch: rot für Grammatik, grün für Wortschatz etc.

Die Hängetaschen sind bestückt mit Förder- und Forderaufgaben. Die SuS nehmen sich nach Anleitung selbständig Aufgabenblätter und erledigen sie im eigenen Lerntempo.

Es kann differenziert werden zwischen verbindlichen und optionalen Aufgaben. Die verbindlichen Aufgaben werden als Kopien in einer „Förder- und Fordermappe“, die den SuS gehört, abgeheftet. Optionale Aufgabenformate, die beispielsweise der Übung/Festigung dienen, können in einlaminierten Blättern vorgelegt und mit Folienstiften bearbeitet werden.

Ein einlaminiertes Lösungsexemplar befindet sich in einem separaten  Hängeregister. Dieses nehmen sich die SuS nach Erledigung ihrer Aufgaben, um ihre Ergebnisse zu vergleichen. Sind die Ergebnisse von den SuS kontrolliert und ggf. korrigiert, so kann mit der Arbeit am nächsten Arbeitsblatt begonnen werden.

Die SuS arbeiten sich in der vorgegebenen Zeit selbständig durch ihren aktuellen Lernschwerpunkt, den sie mit ihrem Fachlehrer gemeinsam festlegen.

Wichtig bei diesem Konzept ist eine gezielte Anleitung zum selbständigen Arbeiten.

Die Fachlehrer führen für jedes Hauptfach einen Ordner mit Schülerakten. In diesen werden nach jeder Übungseinheit die geförderten Bereiche notiert und abgezeichnet. Diese Art der Dokumentation ermöglicht einen präzisen Überblick über die individuelle Förderung der SuS am Nachmittag und dient als Gesprächsgrundlage der Klassen- und Fachlehrer/innen bei den Beratungen der SuS und deren Eltern. 

 

IIKonzept zum freiwilligen Ganztagsangebot

Seit Beginn des Schuljahres 2006/07 ist die Ludwig-Windthorst-Schule eine Ganztagsschule auf freiwilliger Basis für Lehrer und SuS. Dieses erfolgreiche Konzept, das von unserer Schulsozialarbeiterin koordiniert wird, soll nun auch in der Ludwig-Windthorst-Oberschule fortgeführt werden. Neben den zwei verpflichtenden Nachmittagen haben die Oberschüler der fünften Klassen die Möglichkeit, an zwei weiteren Nachmittagen am freiwilligen Nachmittagsangebot teilzunehmen. Das freiwillige Nachmittagsangebot richtet sich nach wie vor natürlich auch an die Jahrgänge 6-10 der Haupt- und Realschule. Die SuS sollen hier für eine sinnvolle Freizeitgestaltung motiviert und z.B. für bestimmte Sportarten begeistert werden, um sie dann verstärkt in die Vereine der Gemeinde zu integrieren. Die Triebfeder vieler teilnehmender Lehrkräfte besteht darin, einfach einmal Zeit für „ihre“ SuS zu haben.

Der Nachmittagsbereich soll den SuS das Sammeln von Erfahrungen und positiven Erlebnissen über den klassischen Unterricht hinaus ermöglichen. Die Angebote dienen dazu, eigene Stärken herauszufinden und Selbstsicherheit zu entwickeln. Im Ganzen kann diese Art von Lernen zur Stärkung der Persönlichkeit beitragen und eine Brücke zur Alltags- und Lebenswelt bauen. Dies gilt in besonderem Maße für mögliche Engagements in den Sportvereinen, die mit Honorarkräften in der Schule tätig sind (z.B. ein Tennislehrer des Ostercappelner FV) sowie in regionalen Kulturangeboten. Hervorzuheben ist in diesem Sinne das Nachmittagsangebot unseres Kooperationspartners Eisenzeithaus Venne e.V.: die im freiwilligen Ganztagsangebot von ausgebildeten Museumspädagogen durchgeführten Übungen zur eisenzeitlichen Regionalgeschichte können die SuS in den offenen Angeboten des Vereins weiterführen und vertiefen. Neben historischer Bildung führt dies zur Identifikation der SuS mit ihrer Region.